Journalismus

Adventskalender mit Pokemon-Go-Effekt

Astrid Langes Stadt-Adventskalender

In welcher Zeit werden in fast allen Haushalten 24 Tage Türchen geöffnet? Das wäre wohl eine der einfachsten Quizfragen, bei deren Beantwortung es keines Jokers bedürfte.

Aber woher kommen sie eigentlich, unsere Adventskalender?

Bekannt wurde die Zählhilfe zunächst 1851, als der erste selbstgebastelte Adventskalender im protestantischen Umfeld auftauchte. Varianten mit 24 an die Wand oder Tür gemalten Kreidestrichen, bei der die Kinder täglich einen Strich wegwischen durften, wurden bekannt. Katholiken bevorzugten Strohhalme, denen bis zum Heiligen Abend jeden Tag einer hinzugefügt wurde. Es kamen Weihnachtsuhren und Adventskerzen in Mode.

Im Wandel der Zeiten hatten immer wieder Architekten, Lichtdesigner, Künstler Ideen im Zusammenhang mit dem Türchenkalender.

Stadtadventskalender von Astrid Lange Leipzig

Die Idee

Astrid Lange ist Künstlerin und hatte vor über zwölf Jahren die erste Idee zu einem Adventskalender mit Stadtbezug. Sie zeichnete und verknüpfte dann via Web die entsprechenden architektonischen Vorbilder.

„Der Anfang war ein Berliner Bildkalender, der kleine Berliner und darauf folgend der kleine Dresdner. Die hab ich für meine Freunde hergestellt und an ca. 30 Menschen verschenkt. Das ist aber bestimmt schon 10 Jahre her.“

„Irgendwann kam dann Michaela Kett von Kettcards, die ein Kartenportal im Netz betreibt, auf die Idee, man könne meine Kalender ja auch richtig drucken lassen.“

„In der Zwischenzeit hatte ich viel in Afghanistan in der Archäologie gezeichnet“. Görlitz und Bautzen, die Geschichte deutscher Städte hat ja viel mit Reformation zu tun, in Görlitz ist es beispielsweise die Peterskirche dort hab ich dann eben keine bunten Bildchen gezeichnet, sondern auch den Barockbrunnen auf dem Obermarkt oder das Rathaus skizziert oder eben Details wie eine Sonnenuhr, die man gar nicht auf den ersten Blick sieht. Dann kam ich auf die Idee, etwas, das unabhängig von dem Gezeichneten auch funktioniert, im Netz zu recherchieren und kam dabei auf ganz viele Inhalte, die mir dann selbst richtig viel Spaß bereitet haben.“

Den Görlitzer Kalender hat sie dann auf eigene Kosten und mithilfe von ortsansässigen Freunden an die kunstliebenden Adventskalenderbesitzer vertrieben. „Adventskalender werden ja Gott sei Dank nicht schlecht, sie liegen ja meist schon ab September wie Spekulatius in den Läden und werden jedes Jahr wieder neu gefragt.“

Weil ja ein Gottesauftrag für den Menschen und Künstler im Besonderen zu sein scheint, zu wachsen, dachte Astrid Lange im darauffolgenden Jahr dann eine Schuhgröße weiter.

„Für mich ist es besonders wichtig, dass ich die Orte, die ich zeichne, gut bis sehr gut kenne und eine Verbindung habe, als Nächstes bin ich in Dresden mithilfe von Google Maps und Wikipedia die Elbhänge auf und ab gelaufen bin und dort so gesucht habe, dass ich das räumlich getreu passend zeichnen kann. Ich möchte so gern, dass der Kalenderbesitzer das nachvollziehen kann, weil ich Dinge, die ich erstaunlich oder charmant finden kann, wie ich selbst.“

Stadtadventskalender Sächsische Schweiz von Astrid Lange

Der Sintflutkalender

„Jemand, der in die Kirche geht, die Sachen entdecken kann, – und ich bin ja selbst evangelisch aufgewachsen -, ich bin dann oft erstaunt, wie junge Menschen, die vor Gemälden stehen, gar nicht mehr wissen, wie die Geschichten wirklich waren.“

Sintflutkalender – eine Kunsthistorikerin aus der Dresdner Gemäldegalerie von Roland Savery mit über 100 verschiedenen Tieren, ich hab das Bild in der Werkstatt gesehen und total Feuer gefangen. 24 Wunderkammergeschichten zur Arche und ihren Tieren entstanden. Parallel wurde der Sintflut-Adventskalender zur Ausstellung der Erden im Lipisusbau auf der Brühlschen Terrasse verkauft.

Der Herrnhuther Kalender:

Dahinter verbirgt sich die spannende Geschichte der Böhmischen Brüder, die durch den Grafen von Zinsendorf aufgenommen wurden. Bekannt geworden wurden durch die Sterne. Auch in Herrenhut bin ich ja sehr oft gewesen und hinter den Türchen wird auf jeden Fall etwas sein, das neugierig macht, was es mit Jan Huus und Comenius und der Herrnhuter Gemeine auf sich hat.

Astrid Lange Vita

Freie künstlerische Arbeit in Berlin

seit 2011  | Lehrbeauftragte im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) (Freies Zeichnen, Wissenschaftliches Zeichnen)

2003-12  |  jährliche Arbeitsaufenthalte als Archäologische Zeichnerin, Fotografin in Syrien, Pakistan, Afghanistan

seit 2001  |  Freie grafische und multimediale Projekte (Museum Bautzen, Assur-Projekt-Berlin, Haus der Geschichte, Bonn

2000  |  Agentur „Die Partner“ Görlitz / Multimediales Projekt zur Stadtgeschichte

1998/99  |  Ausbildung zur Screendesignerin /Abschluß Multimediafachfrau

1994  |  Umzug nach Berlin

1994/96  |  Meisterschülerin

1993  |  Diplom Freie Kunst Hochschule für Bildende Künste Dresden

1965  |  geboren in Burg bei Magdeburg

Ausstellungen (Auswahl)

2014  |  „Wartifacts“, Till Ansgar Baumhauer und Gäste, ACC-Galerie Weimar

2014|  „Zeichnend zur Erkenntnis“, Galerie Wernicke & Hasshoff, Berlin

2013  | „Morgenland 2010“, Fotogalerie Friedrichshain, Helsingforser Platz, Berlin

2013  |  Aus der Zeit − Fotografien aus Herat (Afghanistan), Museum Bautzen

„Vom Suchen und Finden“, Stadtkloster Segen, Berlin

„Topos − Drei Felder“ mit Annette Küchenmeister und Astrid Weichelt

Schul- und Bethaus Alt-Langsow 2012  |  „Galerie Wernicke & Hasshoff“, Berlin

2012  |  „Herat Urban Landscapes“, Auswärtiges Amt, Berlin

2012  |  Galerie Wernicke & Hasshoff, Berlin

2011  |  „Fremde Nähe“, Kloster Mariensee, mit Till-Ansgar Baumhauer

2008  |  Galerie Aplanat, Hamburg

2006  |  „Ladies Mission“, Einzelausstellung Goethe-Insitiut, Karatschi, Pakistan

2004  |  “Die Kinder vom Tell Schech Hamed”, Einzelausstellung, Tropeninstitut Berlin

1996  |  Stipendium „Germination Europe“ in Delphi / Griechenland (Katalog), Staatstheater Dresden, “Try 2” , Galerie Parterre Berlin (Katalog), Herbstsalon Kunstverein Bautzen (Katalog), “germination europe”, Hradschin Prag, Nizza, Luxemburg, Galerie Himmelreich, Magdeburg mit Ingo Garschke, Meisterschülerausstellung Stiftung Burg Kniphausen mit Heidrun Rueda, Sabine Heinrich (Katalog)

1993  |  Diplom Freie Kunst Hochschule für Bildende Künste Dresden

1995  |  Stipendiatenausstellung Schloß Röderhof mit Achim Niemann, Eckhard König, Meisterschülerausstellung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden

1993  |  Sächsischer Landtag Dresden, Arbeitsstipendium Kunstverein Schloß Röderhof / Sachsen-Anhalt

„Der Orden der Zisterzienser“ – Museum Grimma, Multimediapräsentation für die Dauerausstellung – Museum Bautzen, „Schach“ – „Haus der Geschichte“, Bonn, „Die Grabung von Assur“-Multimedia-CD-Rom, Persisch-englisches Ausstellungslayout für die neue Dauerausstellung des Nationalmuseums Herat/ Afghanistan, Ausstellungslayout National Museum, Karatschi

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