Von Bangkok zur kambodschanischen Grenze

Ein Mann zwischen Taxi und Pkw in Bangkok

Eine Zugreise zwischen Reisfeldern und Visa-Fallen

Bangkok, 12. Juli 05

Der Mann am Schalter

Er gibt sein Bestes, der Mann am Schalter vor Bangkoks Hauptbahnhof, uns zu überzeugen, dass wir mit dem Bus besser beraten seien. „I show you!” schleppt er uns in die vermeintliche Touristeninformation, die sich als ganz normales Reisebüro entpuppt. Im Zug nach Kambodscha gäbe es nur 3.-Klasse-Wagen, die Leute schliefen auf den Gängen, wir würden ständig auf unser Gepäck achten müssen.
Er empfehle uns einen Flug oder eben einen AirCon-Luxusbus, den er gern für uns buche. Kopfschüttelnd, aber dennoch freundlich zeigt er uns Unbelehrbaren den Eisenbahn-Ticketschalter und verabschiedet uns mit guten Wünschen.

Fakten:
Der thailändische Name Bangkoks ist ganze 169 Zeichen lang und steht damit im Guinnessbuch der Rekorde als längster Stadtname der Welt. In Bangkok gibt es das größte Chinatown der Welt mit über 1 Million Einwohnern chinesischen Ursprungs. Bangkok ist die drittgrößte Stadt Südostasiens.

Der Thailändische Name der Stadt „Bangkok“ lautet „Krungthep“ („kruŋthêep“). Doch wie wird dieser Name korrekt ausgesprochen? (https://www.online-thai.com)

Es gibt mehrere Möglichkeiten den Stadtnamen auf Thailändisch auszusprechen, wobei die Thais niemals den vollständigen Stadtnamen benutzen. Der vollständige Name der Stadt lautet nämlich:

กรุงเทพมหานคร อมรรัตรโกสินทร์ มหินทรายุธยา มหาดิลกภพ นพรัตนราชธานีบูรีรมย์ อุดมราชนิเวศน์มหาสถาน อมรพิมานอวตารสถิต สักกะทัตติยวิษณุกรรมประสิทธิ์

Es handelt sich dabei um den vielleicht längsten Ortsnamen weltweit. Im Alltag werden allerdings meistens die folgenden drei Optionen verwendet:

1. กรุงเทพฯ – „kruŋthêep“

2. กรุงเทพมหานคร – „kruŋthêep mahaa-nakhɔɔn“

3. กทม. – „kɔɔ-thɔɔ-mɔɔ“

Zugfahrt durch den Osten Thailands

49 Baht, gerade einen Euro pro Person, kostet die Fahrt nach Aranyaprathet, dem Grenzort zwischen Thailand und Kambodscha.
Wenig später, zwischen den üblichen Mönchen in leuchtendem Orangerot, den Bauchladen-Verkäuferinnen und Kräuterfrauen, Milizen und Reisenden, finden wir uns auf ausreichend bequemen Plätzen am Fenster wieder und lassen die fünf Stunden dauernde Fahrt durch den Osten Thailands an uns vorbeifliegen. Direkt an den Gleisen die Hütten der Ärmsten und deren Alltagsspuren: Wäscheleinen, Müll, Kindergeschrei.
Dann Heilsames für die Augen: das immer wieder bezaubernde Grün der Reisfelder, unterbrochen von Palmen, flatternde Vogelscheuchen, hin und wieder Mopedstaus an Schranken. Von Wegelagerern im Zug keine Spur, schnatternde Schulkinder und die immer wechselnden Verkäuferinnen mit Früchten und Gemüse in ihren Bauchläden sind nicht – wie prophezeit – an unserem Gepäck interessiert.

Ankunft in Aranyaprathet

Fünfeinhalb Stunden später erwartet uns die übliche Traube von Guides, Hotel- und, oder Vehikelbesitzern. Es ist nicht schwer, sich in dem übersichtlichen Grenzort zu entscheiden, wir nehmen das erste Guesthouse am Straßenrand, das uns einen sauberen, abschließbaren Bungalow für 20 Baht offeriert. Natürlich wollen sie uns eine Tour für den nächsten Tag verkaufen, 300 Baht (6,50 Euro) pro Person, und wir haben das Ticket nach Siem Reap in Kambodscha. Obwohl wir unzufrieden sind, dass der Minibus erst um elf Uhr starten wird, lassen wir uns besänftigen: Die Grenze sei ohnehin erst um diese Zeit geöffnet. Verwundert lehnen wir das nächste Angebot, auch noch für einen geringen Aufpreis das Visa für uns zu arrangieren, ab.

Der Grenzübergang

Falsch kalkuliert, denn morgens erfahren wir im Minibus um Viertel nach elf, dass wir erst für diejenigen Mitreisenden zur Botschaft fahren, die in den Visa-Handel eingewilligt hatten. Poipet, der Grenzort auf der kambodschanischen Seite, ist nur sechs Kilometer entfernt. Nach einigem Aufruhr liefert der Fahrer uns widerwillig dort ab.
Kaum ausgestiegen, fühlen wir uns in ein anderes Jahrhundert versetzt: Inmitten riesiger Staubwolken Holzkarren, Ochsengespanne und auch solche, die von zerlumpten Menschen und rennend gezogen werden. Obenauf thronen vereinzelt Touristen mit ganzen Kofferladungen, meist aber passieren Hühner, Ziegen, Tauschgüter die Schranke. Uns pfercht man zwischen drei Metallschienen, ein beflissener, untersetzter Mann riegelt die Tür zum Visa-Office ab und bedeutet uns zu warten. Nach einer Dreiviertelstunde Schubserei von hinten ist unser einziger Trost, dass mittlerweile unsere vorherigen Mitreisenden trotz Visa dennoch mit uns in der Schlange warten müssen.
Die Prozedur des Abstempelns, Bezahlens und des neuen Visa-Eintrages kostet ungefähr zwei Stunden. Vor dem Hintergrund, dass Kambodschas Straßen keinen guten Ruf haben und wir laut Guide noch sechs Stunden bis Siem Reap brauchen, drängen wir alle auf schnelle Weiterfahrt. Weit gefehlt, er wolle noch auf andere Mitreisewillige warten, wir sollen bis 14:00 in einem nahegelegenen Haus kampieren. Dort stellt sich heraus, dass die Pause sogar bis 15:30 ausgedehnt werden soll. Kurzentschlossen stelle ich mich an den Straßenrand und handle mit der schnell größer werdenden Menge einen Preis für ein Privattaxi aus. Ungläubig und ein wenig neidisch verabschieden uns die Anderen.

Von Poipet nach Siem Reap

Später werden wir erfahren, dass wir die 600 verlorenen und die 900 neu investierten Baht nicht bereuen müssen, denn die Busse brauchen von Poipet nach Siem Reap bis zu neun Stunden und kommen erst mitten in der Nacht dort an. Von Straßen kann den größten Teil der Strecke über keine Rede sein, unser Taxi schaukelt von Schlagloch zu bombengroßen Kratern über den roten Staub wie ein Wüstenschiff. Nachdem wir zu unserem Fahrer dank seines anhaltenden Lächelns doch irgendwie Vertrauen gefasst haben, schätzen wir uns glücklich, denn wir sind nicht nur schneller als der Bus, sondern auch noch deutlich besser vor dem eindringenden Staub geschützt.
Siem Reap erwartet uns mit einem mondänen Ortseingang, ein hell erleuchtetes Luxushotel ist vom nächsten gefolgt. Zu müde, um zu handeln, steigen wir in einem Guesthouse mit Hotelcharakter ab und zahlen mit zusammengebissenen Zähnen die 30 Dollar für ein AC-Doppelzimmer mit Warmwasser und extra erwähnten Satelliten-TV.

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