
Paying attention oder, wie ich in Italien das Bezahlen lerne
Von mir selbst überholt, jetzt die Pause an der Heizung nutzend, ja, ich friere auf Sizilien im April….wahrscheinlich meint das Wetter es gut mit Yoshi, für die ich vorab gefürchtet hatte, sie käme mit den hohen Temperaturen nicht zurecht.
Im Rückblick auf unsere Fahrt von Hamburg über Bremen, Kulmbach, Neuötting, einem Nationalpark in den Bergen, Genua nach Palermo an unseren Zielort Santa Venerina, Sizilien fallen mir auch organisatorische Dinge ein, die vielleicht für andere interessant sein könnten.
Gestern beispielsweise habe ich – über die hier erstandene VodafoneSIMKarte und den persönlichen hotspot ewig gebraucht, bis ich meine Reklamation an reclami@autostrade.it abschicken konnte.
Nach der Fahrt über den Brenner, einem fast unbemerkten Übergang von Österreich nach Italien gelangte ich zum ersten Mal an eine der berühmten Mautstellen. Das System erschien mir zwar nicht gleich schlüssig, aber ich zog einfach den mir entgegengespuckten Ticketzettel aus der Automatenschnauze und fuhr weiter.
Irgendwann, nichtgezählte Kilometer später warnte mich ein Schild, ich würde jetzt meine Gebühr entrichten und solle bitte mit Tempo 30 an den Schalter heranfahren. Kein Problem, ich berappte die geforderten 12 Euro und durfte problemlos die Schranke passieren. Tempo 110 auf superausgebauten, zweispurigen Autostradas brachte uns dem Ziel Genua ganz entspannt näher, in den Tunneln sogar Muße, die Lichtmuster zu fotografieren. Selten war eine über 500 Kilometer lange Fahrt derart relaxed.
Bei der Einfahrt in die Hafenstadt wieder ein Mautterminal, nur dieses Mal gab es noch andere Schrankeneingänge, ich las etwas von Telepass und stellte mich dort an. Nur gab es dort keinen Einwurfschlitz für mein Ticket?
Da ich nicht mehr zurückkam und auch keinen Grund dafür sah, freute ich mich einfach nur, dass ich dieses Mal gar nichts zahlen musste und glaubte, ich hätte vielleicht die Zahlgrenze an Kilometern unterschritten.
Auf dem Zeltplatz hoch über dem Meer und der Stadt freundlichst empfangen, im Tshirt die Sonne und abends die Pasta mit Meeresfrüchten genießend, verschwendete ich natürlich keinen Gedanken mehr an die Toll-Collectoren.
Diese aber brachten sich tags darauf mit einem ellenlangen Ticketbon, der mir vorkam wie das bestickte Tuch des Sieben-auf-einen-Streich-tapfere-Schneiderleins in Erinnerung. Als ich nämlich das Navi gebeten hatte, mich zum Fährhafen Genua zu führen, leitete es mich selbstverständlich auf eine der großen und schnellen Mautstraßen, am Ortsausgang dann die übliche Automatenzunge gebleckt, nur, welches Ticket sollte ich denn als Speise anbieten?
Das gestrige war mir vor Schreck entfallen.
Und meine englische Antwort auf die italienische Maschinenstimme: NO TICKET wurde einfach mit dem Ausdruck des 80,40EURO fordernden Bons belohnt. Mit diesem auf dem Schoß fuhr ich zur Fähre, checkte ein und durfte, damit Yoshi nicht 20 Stunden allein in einer FIDO-Park-Zelle die Überfahrt nach Palermo bewältigen muss, zu den 188 EURO Fährkosten noch einmal 66 draufzahlen. Dafür hatten wir eine sehr schöne Kabine mit Dusche, 2 Betten und eine wunderbar ruhige Überfahrt.
Bezahlmodalitäten sind hierzulande gelegentlich für eine unerfahrene Italienreisende wie mich
auch an anderer Stelle gewöhnungsbedürftig. An den Tankstellen gibt es in kleineren Ortschaften statt Menschen hinter Kassen einfach nur – ja, richtig: Automaten. Bevor man die Zapfsäule in Betrieb nehmen und zwischen Benzin oder Diesel wählen kann, muss man seine Kredit- oder ECKarte einlesen lassen, den PIN eingeben, was zunächst etwas befremdlich ist, weil ich ja noch gar nicht weiß, wieviel ich bezahlen muss, seis drum.
Dann fragt die Maschine ein paar Dinge ab, welche Säule, welche Kraftstoffart und dann durfte ich den Tank füllen. Wenigstens hatte ich dort keine teuren Überraschungen oder wenn, konnte ich sie umgehen, indem ich ein paar Tasten drückte. Die Frau, die vor mir für 45 EURO getankt hatte, war wohl noch gespeichert, aber, wie ich beruhigt auf meiner Quittung feststellen durfte, hat mir das niemand in Rechnung gestellt;=)
Nun habe ich die Übersetzungsmaschine www.deepl.com gebeten, meinen Mailtext für die Mautbeschwerdestelle in feinstes Italienisch zu übertragen und hoffe, ich war höflich genug, dass man mir entgegenkommt und nur die wirklich gefahrenen Kilometer abkassiert.
Trotz dieser, eher geringfügigen Widrigkeiten und der herbstlichen Temperaturen, bisher habe ich nur eine einzig bemängelnswerte Erfahrung gemacht: Ich finde keinen einzigen Radiosender, den ich länger als fünf Minuten ertragen kann.
Wenns weiter nichts ist;=))))
Danke für diese Reise, bisher haben Yoshi und ich soviel Schönes erlebt, dass ich hoffe, die Bilder teilen etwas davon mit.
