
Ferraritempo, Zeitlupenimpressionen
Niki Lauda ist gerade verstorben und so komme ich zu neuen Vokabeln, denn die Laudatio im Radio verstehe ich ganz gut und kann mir einige Worte auch ganz gut merken. “Salve, Niki!” beendet einer der Moderatoren seinen Beitrag und mir fällt ein, wie verblüfft ich in den Supermärkten anfangs war, weil ich “Salve” nur aus Asterix-Comicheften kannte und mein Handtaschenvokabeltrainer gar nichts von einer solchen Begrüßungsfloskel mitgeteilt hatte.
In den sechs oder sieben Wochen meiner über 4000km Reise durch Italien habe ich mich an einiges gewöhnt, ein paar neue Worte gelernt und habe es versäumt, immer gleich aufzuschreiben, was ich auffallend finde.
Mal sehen, ob eine Liste funktioniert:
1 egal, wie bröckelig die Häuser oder wie einödig die Landschaften sind, überall finde ich fast nagelneue Überwachungskameras
2 unabhängig, wie klein oder groß ein Ort oder eine Stadt ist, es gibt immer mehrere Apotheken, in denen immer viele Leute stehen, es gibt immer Straßenhändler mit Obst, Fisch oder Käse auf ihren PKWs oder Apes
3 es gibt immer und überall “Vendesi”-Schilder. Häuser, Land, Immobilien in jedem erdenklichen oder unvorstellbaren Zustand gibt es immer und überall zu kaufen
4 weshalb ich auch angesprochen wurde, es war nie unfreundlich, sondern freundlich, höflich und da ich oft nichts oder nur wenig verstanden habe, mit Entschuldigungen des Sprechenden kredenzt
5 Hupen kommt gar nicht so oft vor, wie ich es erwartet hatte. Erst in Apulien, und hier auch nur in den Großstädten wie Bari oder Monopoli, drückten die Fahrer auf ihre Hupen. Wenn es möglich ist, das herauszuhören, klang es auch hier nie genervt
6 Asiaten gibt es hier überall, allerdings gar nicht, wie in Deutschland hinter den Tresen chinesischer Restaurants, sondern nur in riesigen Märkten namens “Etna” oder “Monica Shopping” und hier wird wirklich alles angeboten, von der Hängematte über die Mokkakanne, über den Bluetooth-Lautsprecher bis zur Damenstrumpfhose und zurück über Hundekottüten. Alles, von dem man vorher gar nicht wusste, dass man es würde brauchen, hier bekommt man es
7 die Gerüche: mal zieht Fischgeruch durch die Fahrtwinddurchfluteten Fenster, dann wieder Hasch, keine Ahnung wieso, um gleich darauf abzulenken mit Zitrusduft. Am häufigsten aber: verbrannter Müll und Gummiabfälle. Leider
8 Kleingeld. Wird auf- oder abgerundet
9 an den Tankstellen gibt es seltsame Bezahlsysteme, die ich in einem anderen Blogbeitrag
bereits erwähnt habe
10 Mafia: jedes Mal, bevor ich wieder zu neuen Orten auf
brach, warnten mich meine vorherigen Gastgeber, dass die Mafia im vor mir liegenden Teil Italiens besonders schlimm sei. Nie aber habe ich etwas anderes als Geschichten von Mitgliedern über HörenHörenSagenSagen erlebt, ich habe Geschichten von Blutfehden und Fa
milienmorden erzählt bekommen….
11 das Wetter. Ich hatte, als ich noch dachte, den Winter in Schweden zu verbringen, Thermounterwäsche und für Hamburg Gummistiefel gekauft, die ich, einer Eingebung folgend, eingepackt hatte, als ich am 26. März abreiste. Bis vor vier Tagen, also am 19. Mai, habe ich sämtliche Winter und Regenutensilien dankbar benutzt
12 lasse ich die Bilder erzählen
Fortsetzung folgt: Hunde, Katzen, Lidl, Märkte, Einkaufen, Schuhe, Müll, Zelten, Aperto, Siesta, uvm


3 Kommentare
Thea Hermann
Ich kann immer nur wieder DANKE sagen, dafür, dass Du mich mit auf Eure Reise nimmst. Liebe Grüße Thea
Joana
Alberobello?
Carola
ja, auch, Joana. Wo warst Du eigentlich immer unterwegs und hast in Italien gelebt, wollte ich schon längst mal gefragt haben. Liebe Grüße